Für mehr Selbsthilfe: Elternkreis drogengefährdeter Jugendliche gegründet

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Sie unterstützen die Gründung eines „Elternkreises drogengefährdeter und -abhängiger Jugendlicher“ in Friedrichshafen: Yvonne Tröster, Barbara Hepp und Adalbert Gillmann. (Foto: big)

Friedrichshafen (big) – Abhängigkeit von Alkohol, Drogen, Medikamenten, übertriebene Glücks- oder Computerspiel: Sucht hat viele Namen, gerade auch bei Jugendlichen. Betroffen sind in solchen Fällen aber auch Eltern, Angehörige, Partner oder Geschwister von Süchtigen, die oft nicht wissen, wo sie Hilfe in ihrer verzweifelten Lage suchen sollen. Eine Lücke im bisherigen Selbsthilfenetz des Bodenseekreises will jetzt ein „Elternkreis drogengefährdeter und -abhängiger Jugendlicher FN“ schließen.

Dass der Bedarf da ist, das zeigte sich bei einer ersten Infoveranstaltung in den Räumen des Jugendtreffs Kontra in der Ernst-Lehmann-Straße, zu der rund 20 Interessierte unterschiedlichen Alters kamen. Kompetente Ansprechpartner waren Yvonne Tröster und Barbara Hepp von der Suchtberatungsstelle der Diakonie und Adalbert Gillmann als Vorsitzender der Baden-Württembergischen Landesvereinigung der „Elternhilfe Suchtgefährdeter und Suchtkranker“.

„Für uns ist es wichtig, einen geschützten Rahmen zu schaffen, in dem sich Betroffene austauschen können. Es geht darum, völlig offen über Ängste und Sorgen zu reden – ohne sich verständnislosen oder anklagenden Bemerkungen aussetzen zu müssen“, sagt Monika M. (Name von der Redaktion geändert), auf deren Initiative hin die Gruppe jetzt gegründet wird. Sie wurde vor rund 13 Jahren zum ersten Mal mit der Sucht eines eigenen Kindes konfrontiert. „Ich habe damals in einem anderen Landkreis gewohnt und erfahren dürfen, wie gut es tut, sich in einer Selbsthilfegruppe mit anderen auszutauschen, sich gegenseitig zu unterstützen und sich Mut zu machen“, erzählt sie. Als sie vor zwei Jahren in den Bodenseekreis umgezogen ist, habe sie aber feststellen müssen, dass ein ähnliches Angebot hier leider noch fehle.

Auch Adalbert Gillmann hat durch die Suchtkrankheit zweier Kinder Unterstützung gesucht und in einer Selbsthilfegruppe gefunden. Es habe ihn zunächst viel Überwindung gekostet, einen Elternkreis aufzusuchen, der damals allerdings 65 Kilometer entfernt gewesen sei, sagt er. „Sie glauben nicht, was für eine Erleichterung es für mich war, mal alles richtig rauszulassen. Und das Beste daran war, dass mich alle verstehen konnten. Denn ich merkte, dass nicht nur ich ein schweres Los zu tragen hatte. Und alles, was in der Selbsthilfegruppe besprochen wird, dringt nicht nach außen“, berichtet er.

„Für uns ist die Gründung dieser neuen Gruppe ein wertvolles Angebot. Sie schließt eine große Lücke“, bestätigt auch Yvonne Tröster. „Wir mussten Betroffene bisher auf Selbsthilfegruppen in Leutkirch oder Singen verweisen.“ Dass gerade Eltern angesichts des Suchtverhaltens ihrer Kinder oft hilflos seien und sich meist die Frage „Was habe ich falsch gemacht?“ stellen, weiß auch Barbara Hepp aus Erfahrung. „Die Gruppenarbeit ist so wichtig“, betont sie.

Der „Elternkreis drogengefährdeter und -abhängiger Jugendlicher FN“ trifft sich am Montag, 20. Januar, zu einem ersten Gruppenabend ab 19 Uhr in den Räumen des Jugendtreffs Kontra, Ernst-Lehmann-Straße 26.

19. Januar 2020 – Schwäbische Zeitung