Sucht der Kinder bringt Eltern zusammen

Die Veränderung eines Kindes, welches in eine Abhängigkeit rutscht, ist für die Eltern meist schwierig zu deuten. Oft fällt dieser Prozess in die Zeit der Pubertät, in der sich das Kind ohnehin verändert.
Der Freundeskreis ändert sich, die Leistungen in der Schule lassen nach und Hobbys werden vernachlässigt. Hinzu kommt, dass Eltern selbst es nicht wahr haben wollen und dazu neigen, den Lügen ihrer Kinder zu glauben.
Wenn der Verdacht einer Drogensucht sich verhärtet, ist es meist zu spät. Die Eltern finden sich in einer hilflosen Situation wieder, voller Verzweiflung und Selbstvorwürfen.

Aus dieser Situation heraus entstand der Elternkreis drogengefährdeter und – drogenabhängiger Jugendlicher vor 30 Jahren- zunächst in Singen. 
Auch das heutige Zentrum für Psychiatrie auf der Reichenau wurde vor 30 Jahren gegründet. „Die Hilfe wurde konkret. Ein professionelles System mit Beratung, Therapie und Ursachenforschung ist entstanden“, sagte Wolfgang Hoecker, ärztlicher Direktor des Zentrums für Psychiatrie Reichenau.

Weiter erklärte er auf der Jubiläumsfeier:“ Aber es wurde auch ein entscheidender Fehler gemacht. Die Schuld am Drogenmissbruch wurde den Familien zugeschrieben. Für diese Kränkung möchte ich mich bei den Betroffenen und deren Angehörigen entschuldigen.“ Damit sprach Wolfgang Hoecker den Eltern aus der Seele, die ihm würdigend applaudierten.
Herr Axel Goßner, Sozialdezernent des Landkreises Konstanz erinnerte an 30 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit, die ein ordentliches Lob verdiente.
Nadja Stapf Dipl. Sozialpädagogin von der Drogenberatung Konstanz erinnerte an die Anfangszeiten, die sie nicht miterlebt hatte, und betonte die hilfreiche Entlastung in der Elternarbeit.
Herr Johannes Fuchs ein langjähriger Begleiter und Weggefährte von Frau Auer berichtete über ihre unermüdliche Tätigkeit im Erreichen betroffener Eltern und über ihre Mitgliedschaft im Suchthilfeverbund des Landkreises Konstanz.

Auch ihr stv. Vorsitzender der Baden-Württembergischen Landesvereinigung für Angehörigenkreise Drogenabhänggier und Drogengefährdeter e.V. Hans Martini sprach von ihrem großem Organisationstalent, ihren Erfahrungen, ihr Wissen und ihre Kraft, über ihr gutes Einfühlungsvermögen und zuletzt von ihrer menschlichem Wärme, die sie in dieses Netzwerk einbringt. Der Elternkreis Singen-Radolfzell-Konstanz hat seit über 30 Jahren hinweg ein soziales Netzwerk gesponnen, in dessen Mittelpunkt der Gedanke der Selbsthilfe gelebt und weitergegeben wird an die betroffenen Eltern.

„Der Elternkreis bedeutet auch Freundschaft, Vertrauen und Verständnis. Wir zeigen einen Weg, geben Rat und bieten Zuwendungen.

Ich bin sehr stolz auf diese langjährige Verbindung“, sagte Renate Auer, Leiterin des Elternkreises Singen – Radolfzell- Konstanz anschließend.

Südkurier vom 21.09.2010, Suzanne Glocker